Montag, 17. Februar 2014

Milano Centrale mit Zwischenstopp bei Niki de Saint Phalle

Der Hauptbahnhof Zürich ist der grösste Bahnhof der Schweiz. Tausende von Menschen gehen Tag ein Tag aus gehetzt vom Alltag durch diese Halle. Es ist, als würde die Stadt ein- und ausatmen. Immer wenn ich dort bin rennen die Leute, wie von Bienen gestochen durch die riesige Halle. Von der Masse wird man automatisch in diese Hektik hineingezogen. Wirbel am Zürcher Hauptbahnhof - herrscht überall.

Doch bei meiner Reise nach Mailand an einem Samstagmorgen um halb sieben war der Zürcher Bahnhof wie leer gefegt. Ich stieg in Hektik aus dem Zug machte mich gefasst mit dem Menschenstrom in die Halle einzuziehen, doch da war nichts. Kein Menschenstrom, kein Gerempel und kein Gedrucke, kein ausgeschütteter Starbucks-Kaffee auf meiner Jacke oder Schuhen - einfach nichts - nur eine riesige leere Halle. Selbst die Durchsagen der nächsten Verbindungen waren hörbar. - Milano Centrale Gleis 8.
Erstaunt über die Leere verlangsamten sich meine Schritte, mein Blick welcher sich normalerweise am Boden zwischen den Schuhen durch bahnte, wurde plötzlich in die Höhe gezogen. Der Engel von Niki de Saint Phalle stach mir ins Auge: Diese Rundungen, die merkwürdige, an einen Schlumpf erinnernde Hautfarbe, diese knalligen Farben, die goldenen durchlöcherten Flügel - und dieser Staub. Schon eigenartig, wie oft ich schon unter diesem Engel vorbei gehetzt bin, aber trotzdem nie wahr genommen habe, dass er dick und fett über mir hängt und mich mit seiner fliegenden Haltung doch auf eine grazile und spezielle Art und Weise durch die Halle begleitet.

Den Blick noch immer nach oben zum Engel gerichtet schritt ich voran, die Bahnhofshalle lag mir zu Füssen: kein Mensch, keine Verkaufsstände, keine Absperrungen, einfach ein leerer Raum mitten in der Stadt. Mein Blick schwand auf die grosse Uhr, noch fünf Minuten. Höchste Zeit! - Milano ich komme!


Der Engel von Niki de Saint Phalle

21 Gramm


http://www.moviepilot.de/movies/21-gramm/images/2608920
Cover zum Film



Brainstorming:
 
Tod - Autounfall - Fahrerflucht  - Drogen - Organspende - künstliche Befruchtung - Familie - auslöschen - Drama - Witwe - Liebe - Trauer - Rache - Schuld - 21 Gramm - menschliche Seele
 

"21 Gramm" ist ein Spielfilm des mexikanischen Regisseurs Alejandro González Iñárritu. Der amerikanische Arzt Duncan MacDougall ermittelte in einem Experiment das scheinbare Gewicht der menschlichen Seele - 21 Gramm, wovon sich Gonzales inspirieren lies und seinen Film "21 Gramm" nannte, gewidmet hatte er diesen Film seiner Frau, deren Kinder zwei Tage nach der Geburt gestorben waren.

"Man sagt, dass 21 Gramm das Gewicht ist, dass wir verlieren, wenn wir sterben. Das Gewicht eines Kolibris. Das Gewicht von fünf 5-Cent-Stücken. Das Gewicht eines Schokoriegels und vielleicht auch das Gewicht der menschlichen Seele." - Zitat aus dem Film

Es gibt Filme bei denen man nicht zu viele verraten darf um was es geht, da man ansonsten sofort ein "Spoiler" sein würde und so ist das auch bei "21 Gramm". Deshalb hier nur das Wichtigste:

Es ist eine Geschichte von drei Personen, Paul gespielt von Sean Penn hat ein Herzleiden und wenn er kein Spenderherz bekommt, wird er sterben. Eine weitere Figur in diesem Film ist Jack gespielt von Benicio Del Toro, ein ehemaliger Gefängnisinsasse, der das Gefühl hat nach seiner Freilassung sein Seelenheil in der Religion gefunden zu haben. Die dritte Person ist Cristina, gespielt von Naomi Watts, die als ehemalige Drogensüchtige Mutter versucht ihre Familie zusammenzuhalten.
Der springende Punkt dieser Geschichte ist, dass die drei Personen überhaupt nichts miteinander zu tun haben, bis zu dem Augenblick des dramatischen Autounfalls. Von dort an kreuzen sich ihre Wege auf eine unangenehme Art und Weise. Als die Vergangenheit, mit der alle scheinbar abgeschlossen haben sie wieder einholt und auch die Zukunft wird von dem Moment des Autounfalls an nicht mehr die selbe sein.

Damit ihr trotzdem einen kleinen Einblick in die ganze Geschichte habt hab ich euch hier den Trailer zum Film.

Der Film handelt von einem Schicksalsschlag nach dem Anderen, von Ungerechtigkeit im Leben, von Liebe, Hass, Rache, Schuld und Tod. Es handelt sich bei diesem Film um ein extrem verschachtelter Film, der nicht chronologisch erzählt wird. Zu Beginn wir der Zuschauer mit einer Folge von kurzen Szenen, welche gar keinen Zusammenhang ergeben, nahezu bombardiert. Was womöglich auch damit zusammenhängt, dass Alejandro González Iñárritu nicht nur zwischen den verschiedenen Hauptfiguren hin- und herwechselt, sondern auch in der Zeit ständig vor und zurück springt. Was am Anfang zu einer Orientierungslosigkeit führt und beim Zuschauer zunächst Verwirrung stiftet, gruppiert sich langsam zu einer Geschichte. Doch erst gegen Schluss bekommt man das letzte Puzzleteil um die Geschichte ganz zu verstehen. Das ist auch der Grund, weshalb man den Film danach sofort noch ein zweites Mal sehen möchte, weil sich der Film beim zweiten Mal ganz anders im Kopf aufbaut. Es ist sehr geschickt gemacht worden, auch wenn der Film gleichzeitig extrem viele Fragen aufwirft, ein Mal auf inhaltlicher Ebene, weil die Erzählweise sehr verschlüsselt ist auf der anderen Seite stellt der Film selber auch sehr viele Fragen philosophischer Natur so à-la: Was hat das Leben für einen Sinn? Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Welche einem sehr nahe kommen und auch zum Nachdenken anregen. Das ist wohl auch einer der Gründe, weshalb einem der Film nach kurzer Zeit in seinen Bann zieht.
 
Hier noch ein Zitat von Alejandro González Iñárritu zu seinem Film: 
"Ich hatte das Gefühl, dass die Geschichte nur auf diese Weise erzählt werden konnte. Wir alle sprechen in Fragmenten. Wir springen von einem Punkt zum anderen, beginnen vielleicht mit dem Schluss oder der Mitte, um dann zum Anfang zurückzukehren."

Ich hoffe, dass dieser Eintrag den einen oder anderen dazu angeregt hat, diesen Film zu schauen. :) Ein richtig cooler Film von mir würde er auf einer Skala von 1-10 eine glatte 10 kriegen!





Johann Wolfgang Goethe - Die Leiden des jungen Werthers

Brief vom 6. Juli

Als die kleine Schwester von Lotte, Malgen mit einem Glas Wasser aus dem Brunnen gestiegen kam und Marianne es ihr abnehmen möchte reagiert sie so:

"...nein, Lottgen, du sollst zuerst trinken!"

Werther:"Ich ward über die Wahrheit, die Güte, womit sie (Malgen) das ausrief, so entzükt, dass ich meine Empfindung mit nichts ausdrukken konnte, als ich nahm das Kind von der Erde und küsste es lebhaft, das sogleich zu schreien und zu weinen anfieng."

Werther liebt Kinder über alles. Er ist so euphorisch und eingenommen über die Aussage der kleinen Malgen, dass er sich nicht zurückhalten kann und das Mädchen vom Boden aufhob und es küsste, die Folgen dieser überstürzen Handlung waren aber, dass die Kleine zu weinen anfing.

"Sie haben übel gethan, sagte Lotte!"

Lotte ging mit Malgen zur Quelle und sie wuschen "es"(den Kuss) weg, "da thut's nichts."

Werther ist entzückt über die Leichtsinnigkeit der kleinen Malgen und wie lieblich Lotte mit ihr umgeht, sie nimmt die Stelle des Kindes ein, da sie weiss, dass das abwaschen eine  grosse Bedeutung für Malgen hat. Auch wenn es nur Aberglaube ist.
Werther kommentiert diese Szene auf eine bemerkenswerte und für ein paar Leser sicherlich auch auf eine provozierende Weise. Er "habe mit mehr Respekt nie einer Taufhandlung beigewohnt". Für Goethe ist der Glaube an die Taufe nichts anderes als der Glaube an die reinigende Wirkung des Wassers, also für ihn nicht gross von Bedeutung. 

Als Werther am Abend das vorgefallene einem Mann erzählt, ist der ziemlich erschüttert über die Reaktion von Lotte, da er der Meinung ist, dass man Kinder vor falschen Wahrnehmungen schützen solle und Irrtum und Aberglauben vorneigen solle.

Werther empört sich über diese Aussage. Denn er ist der Meinung man solle die Kinder so leben lassen, wie sie am glücklichsten sind, denn für ihn ist der Mensch am Glücklichsten, wenn er "im erfreulichen Aberglaube" dahintaumeln kann.